Chronik

 

Chronik des Reitervereins St. Hubertus Wolbeck

Der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck wurde im Jahre 1924 als eigenständiger Verein gegründet, hervorgegangen aus dem Reit-Rennsport-Verein Telgte. Betrieben wurde der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck von den Bauernsöhnen, die sich aus dem Kirchspiel Wolbeck rekrutierten - zu denen damals auch Gremmendorf, Angelmodde und Alverskirchen gehörten. Der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck hat seine reitenden Mitglieder durch die Initiative des Herrn Gustav Rau bekommen, der dafür sorgte, dass die deutschen Bauernsöhne auf deutschen gezüchteten Pferden sportlich aktiv werden sollten - als Ersatz für die Militärreiterei.


 

Bis zur Machtergreifung des NS-Regimes nahm der Reiterverein rege an öffentlichen Auftritten und Turnieren teil. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte eine Gleichschaltung der Reiterei unter der Leitung der SA. Die Reitervereine wurden aufgelöst und alle Mitglieder, die auf Turnieren reiten wollten, mussten fortan in SA-Uniform starten. Bekanntlich endete diese unsägliche Zeit für den Reiterverein St. Hubertus Wolbeck, wie für das gesamte deutsche Volk, im Jahre 1945.

 

Der Wiederaufbau des Reitervereins nach dem Kriege gestaltete sich außerordentlich schwierig. So musste auf verschiedenen Höfen, bzw. deren zur Verfügung gestellten Gelände trainiert werden, um schnellstmöglich wieder an Turnieren teilnehmen zu können.
Die Familien Homann-Niehoff und Vornholt waren nach dem Kriege die ersten Familien, die
in besonderem Maße für die Reiterei eintraten und auch abwechselnd die Präsidenten stellten.
Der Reiterverein nahm regelmäßig an Turnieren teil, insbesondere auch am Januarturnier in der Halle Münsterland. Da zu der Zeit noch keine eigene Vereinshalle vorhanden war, konnte glücklicherweise in der Reithalle der Westfälischen Reit- und Fahrschule trainiert werden.
In den 60er Jahren wuchs der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck durch immer mehr Zuzug in den Gemeinden Gremmendorf und Wolbeck, und auch immer mehr Geschäftsleute schlossen sich ihm an. Mitte der 50er Jahre unterhielt die Familie Snoek in Gremmendorf einen kleinen Turnierstall unter der Leitung von Wolfgang Dunkelmann. Da auch hier noch keine Reithalle vorhanden war, ritt Wolfgang Dunkelmann seine Pferde in der Englischen Militärkaserne am Albersloher Weg.

 

1959 erwies sich für den Reiterverein St. Hubertus Wolbeck als sehr richtungsweisend, da das Zusammenspiel der Familien Vornholt, Homann-Niehoff und Snoek den Bau der Reithalle an der heutigen Stelle ermöglicht hat.
Die Familie Vornholt stellte das Grundstück, Herr Snoek half dem Reiterverein mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von 30.000.- DM und Herr Homann-Niehoff rekrutierte alles was eine Kelle halten und Dachbalken zimmern konnte aus dem jetzigen Reiterverein St. Hubertus Wolbeck, so dass die Reithalle fast ausschließlich in Eigenleistung erstellt werden konnte.
Fortan erlebte der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck einen unglaublichen Aufschwung. Die Familie Snoek engagierte sich außerordentlich in der Voltigierabteilung, die von Frau Snoek und Herrn Scheinert geleitet wurde. Der Springsport stand unter der Leitung von Herrn Hermann Vosskamp, an der Reithalle hatte Herr Erwin Kube das Sagen. Hier wurden Pferde untergestellt, die zum Mannschaftswettkampf im Winter an der Halle sein mussten.  Darüber hinaus  standen in den Ställen bereits Privatpferde, die von Herrn Kube geputzen wurden und die Besitzer ritten dann zu ihrem eigenen Vergnügen in der Reithalle St. Hubertus Wolbeck. Zu diesen Familien gehörten Familie Jäger, Familie Büscher, Familie Mai und Familie De Wevin. Hinzu kam die Familie Petersen. Der heute weltweit bekannte Olaf Petersen hat sich seine ersten Sporen im Reiterverein St. Hubertus Wolbeck verdient.
Bis in die Mitte der 70er Jahre wechselte der Vorsitz des Reitervereins zwischen Herrn Hubert Vornholt sen. und Herrn Franz Homann-Niehoff.

 

Durch das intensive Springtraining gelangte der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck alsbald über die Grenzen Münsters hinaus zu immenser Bedeutung. Die Dressurarbeit stand unter der Leitung von Konrad Viander. Unterstützung erhielt er von Heinz Böttner. Der damalige Stil des Reitunterrichtes hat mit dem, was wir heute als Reitunterricht geboten bekommen, nichts mehr zu tun: Der Ton war deutlich rauer und der heute vielfach im Vordergrund stehende Spaß war bei der damaligen Arbeit kaum zu erkennen - gleichwohl der Erfolg ungemein höher war als heute.

 

Bei der so genannten „Bauernolympiade“ in der Halle Münsterland konnte sich der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck immer weit vorne platzieren, wenngleich das Siegen relativ schwer war gegen die Reitervereine Gustav-Rau Westbevern, Appelhülsen und Greven. 1955 konnte die Wolbecker Mannschaft den Mannschaftswettkampf in der Halle Münsterland dann endlich gewinnen, wobei man der Ehrlichkeit halber sagen muss, dass der Reiterverein Gustav-Rau Westbevern nicht angetreten war, da er in jenem Jahr eine historische Kür in der Halle Münsterland darbot. Erst im Jahr 1967 gelang es dem Reiterverein St. Hubertus Wolbeck, neben den anderen sportlichen Erfolgen, nun auch den Mannschaftswettkampf für sich zu entscheiden. Für die Mannschaft ritten Seppel Meckmann-Dorsel, Barbara Petersen, Gerd Rotthern und Heinz Böttner. Vorgestellt wurde die Mannschaft von Konrad Viander. Damals leiteten Heinz Böttner und Konrad Viander die Winterarbeit allein. Zum Vergleich: damals liefen in einer Abteilung 12-14 Pferde und so wurde fast jeden Abend trainiert.

 

Im Jahr 1968 gewann Wolbeck erneut mit Reiner Westelkemper, Gerd Rotthern, Gretel Böttner und Gisbert Beckmann. Im Jahr 1969 ritten Gisbert Beckmann, Reiner Westelkemper, Heinz Böttner und Barbara Petersen für die Mannschaft in Münster und konnten sich auf dem dritten Rang platzieren. Barbara Petersen wurde beste Einzelreiterin.
Im Jahr 1970 war die Mannschaft des Reitervereins St. Hubertus Wolbeck dritte mit Heinz Böttner, Marie-Theres Kallerhoff, Gisbert Beckmann und Robert Hönke. Dies war bereits das zweite Jahr, in dem die Wolbecker Mannschaft bei der Winterarbeit von Erich Philipp, dem ehemaligen Trainer von Hermann Vosskamp und Hauptsattelmeister des Landgestütes, unterstützt und geleitet wurde. Im Jahr 1971 ist den Wolbeckern dann das Kunststück gelungen, den Mannschaftswettkampf mit vier jungen Pferden für sich zu entscheiden. Die zu dem Zeitpunkt gesattelten Pferde befanden sich alle im Alter zwischen vier und fünf Jahren und am Anfang ihrer Ausbildung. Besonders war dieser Triumph auch deshalb, da sich erst zum zweiten Mal direkt an die Dressuraufgabe eine Kür mit Musik anschloss.  Herr Philipp entwarf eine hervorragende Kür für die Wolbecker Mannschaft, die nicht nur Laien in Staunen versetzte. Das Jahr 1971 war für die Wolbecker Reiter ein ganz besonders erfolgreiches Jahr. Nicht weniger als 16 Reiter aus dem Reiterverein St. Hubertus Wolbeck ritten erfolgreich in den höheren Prüfungen. Bernd Averkamp, der in den 50er und 60er Jahren lange Zeit mit am Mannschaftswettkampf beteiligt war, mauserte sich zum erfolgreichsten M-Springreiter der Bundesrepublik Deutschland. Kein Reiter hat vor und nach ihm so viele M- und S-Springen in einem Jahr gewinnen können wie Bernd Averkamp (heute Bernd Schulze Brüning). Große Erfolge in Springprüfungen der schweren Klasse feierten Hendrik Snoek, seine Schwester Marion, Hermann Vosskamp und Hubert Vornholt.

 

Für die Ausbildung im Reiterverein St. Hubertus Wolbeck war die Zusammenarbeit zwischen Herrn Phillip und Hermann Vosskamp einzigartig und von lang andauerndem Erfolg. Viele der jungen Reiter, die bei diesen beiden Ausbildern gelernt haben sind noch heute als Ausbilder tätig oder haben viele Jahre als Ausbilder gewirkt.

 

Die Familie Snoek unterstützte in großem Maße die Voltigierabteilung, welche sich zu der Zeit einen Namen machen konnte. Kunststücke, wie zum Beispiel das Voltigieren von zwei nebeneinander und zwei hintereinander gehenden Pferden, trugen zu diesem Erfolg bei und auch bei den deutschen Meisterschaften ließ der Erfolg nicht auf sich warten. Ebenso konnte sich dank der Familie Snoek die Pony-Reiterei in Wolbeck etablieren. So schafften nicht wenige den Sprung vom Voltigieren in den Reitsport. 1970 übernahm Robert Hoenke dann die Pony-Abteilung des Reitervereins und führte die Mannschaft 1971 zur Westfalenmeisterschaft. Im Sattel saßen Bettina Hausknecht (heute Frau Dr. Kurz), Sabine Hausknecht (heute Sabine Möllmann), Anja Wellenreuter und Jürgen Neumann.

 

Die Jugendmannschaft des Vereins nahm viele Jahre an der Kreis-Jugendstandarte teil. Anfangs noch in der Halle Münsterland, später dann - wie heute auch - am Pferdezentrum in Handorf. Auch hier war der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck, wenigstens mit einer Mannschaft, immer auf den vorderen Rängen zu finden. Viele Jahre ist es dem Verein gelungen, zwei oder drei Mannschaften vorzustellen.

 

Reiter wie Carsten Averkamp und Oliver Schulze Brüning (auch heute noch erfolgreich im Turniersport) waren ebenso Teil der Jugendmannschaft wie Christa Homann-Niehoff (heute Christa Finke). Viele Jahre konnte der Reiterverein St. Hubertus Wolbeck diesen hohen Standard in den Mannschaftswettkämpfen und in den Einzelkonkurrenzen halten.
Der Bau weiterer Reithallen auf den einzelnen Höfen, wie von den Familien Averkamp, Raape, Snoek und Brockhausen, führte zu einer Dezentralisierung und hatte zur Folge, dass die Mannschaftsreiterei sich zunehmend schwieriger gestaltete. Alte Erfolge konnten kaum mehr erreicht werden, was folglich zu einem zunehmenden Desinteresse und somit zu immer weniger Unterstützung der Mannschaftsreiterei führte.

 

Zu unserer großen Freude keimt seit einiger Zeit wieder ein zartes Pflänzchen heran: eine neue Jugend, die die Mannschaftsreiterei wieder aufleben lässt und in der kurzen Bestehensphase schon so manchen Erfolg verbuchen konnte. So startete für den Reiterverein St. Hubertus Wolbeck 2011 nach vielen Jahren wieder eine Jugendmannschaft auf dem Kreis-Jugendturnier in Münster-Handorf und konnte sich erfolgreich im Mittelfeld platzieren. Man kann dem Reiterverein St. Hubertus Wolbeck nur wünschen, dass man über die Mannschaftsreiterei an frühere Erfolge anknüpfen kann und der alte Zusammenhalt wieder auflebt.

 

Vereinsvorsitzende:
Herr Josef Homann-Niehoff
Herr Hubert Vornholt sen.
Herr Franz Homann-Niehoff
Herr Seppel Meckmann-Dorsel
Herr Josef Weinekötter
Herr Rolf Dunkert
Herr Dr. Hausknecht
Herr Heinz Böttner
Herr Dr. Rainer Koch
Herr Dieter Lünnemann
Frau Dr. Bettina Kurz, geb. Hausknecht
Herr Andreas Peters